Japanisch Lernen - Wie fange ich an?

Eine neue Sprache zu lernen kann auf den ersten Blick einschüchternd wirken. Man sieht sich unterschiedlichen Zweifeln gegenüber stehend. Bin ich nicht zu alt jetzt noch mit so etwas anzufangen? Kann ich mir überhaupt eine neue Schrift beibringen, das sieht für mich alles nach Hieroglyphen aus. Eigentlich habe ich auch gar keine Zeit, die ich dem ganzen täglich widmen kann.

Und ja, bestimmt ist an jeder von diesen Ängsten ein Funken Berechtigung. Was ich vorweg nehmen kann: Eine neue Sprache zu erlernen braucht immer Zeit, Arbeit und eine große Portion Motivation.

Auch ich bin nun nach mehreren Jahren (on und off) im Selbststudium erst gerade an dem Sprachlevel JLPT N5 (das niedrigste von fünf Leveln) vorbei. Im Folgenden möchte ich euch ein paar Methoden zeigen, die ich genutzt habe, um die Basis der japanischen Sprache zu erlernen. Es gibt viele Wege Hörverstehen, Leseverstehen, Wortschatz und Grammatik einer neuen Sprache anzugehen und das sind die, an denen ich mich versucht habe:

Sprachkurse - Gemeinschaftlich die Grundlagen von Profis beigebracht bekommen

Bei mir fing alles mit den allgemeinen Studien an der Uni an. Um hier meine Kredits zu bekommen, musste ich verschiedene Kurse besuchen. Zur Auswahl standen hier auch Sprachkurse und das habe ich natürlich direkt genutzt. Da ich Englisch, Französisch und Spanisch bereits zu Schulzeiten gelernt hatte, dachte ich mir, dass es nicht schaden kann, auch mal eine außereuropäische Sprache zu lernen. Und da das Interesse an Japan auch immer schon riesig war, fiel mir die Auswahl dann auch gar nicht schwer. Und so fand ich mich in einem Raum der Uni mit ca. 20 anderen Studierenden und unserer japanischen Lehrerin wieder. Ein Semester lang haben wir gemeinsam die Grundlagen von Hiragana und Katakana sowie die ersten paar Kanji erlernt. Wir konnten uns innerhalb der Klasse auf japanisch Austauschen und unsere Sensei hat uns immer liebend gern offene Fragen beantwortet oder Fehler verbessert.

Einige Jahre später nach Abbruch meines Studiums (ein Hoch auf den akademischen Druck) habe ich dann noch einmal einen Japanischkurs an der lokalen Volkshochschule gebucht, um noch einmal das Sprechen mit anderen zu üben und zu verbessern. Dieses Mal musste ich dafür bezahlen, aber da es nur ein Wochenendkurs war, haben sich auch hier die ca. 35€ für mich persönlich absolut gelohnt. Ziel dieses Kurses war es das Sprechen und Verstehen typischer Urlaubsfloskeln zu üben, um vor Ort in Japan über die Runden zu kommen. Auch dieser Kurs hat mir wieder sehr viel Spaß gemacht, auch wenn die Demografie der Teilnehmer:innen deutlich gemischter war, als in einem reinen Uni-Sprachkurs.

  • Klarer Lehrplan, von Akademiker:innen entwickelt

  • Feste Termine an denen Unterricht stattfindet

  • Hoher Anteil an Übungen zum Sprechen und Hören

  • Kontakt mit Gleichgesinnten zum gemeinsamen Lernen

  • Direkte Korrektur von Fehlern, bevor man sie verinnerlicht

  • Außerhalb der Uni häufig hohe Kosten

  • Feste Termine (wenig flexibel)

  • Es wird nicht auf individuelles Vorwissen eingegangen

  • In kleineren Gegenden weniger/keine Angebote


Lehrbücher - Zuhause Kapitel durcharbeiten und Vokabeln pauken

Nach Abschluss des Sprachkurses an der Uni, habe ich die nächste Zeit damit verbracht, das Lehrbuch, was wir für den Kurs gekauft hatten, weiter durchzuarbeiten. Mir gefiel die vorgegebene Struktur und es war leicht, sich beispielsweise vorzunehmen ein Kapitel pro Woche zu bearbeiten. Es wäre mir wahrscheinlich schwer gefallen aus dem Meer an Angeboten das passende Lehrbuch herauszupicken, aber ich war sehr zufrieden mit der Genki Reihe, die uns unsere ehemalige Lehrerin vorgegeben hatte. Neben dem Textbook gab es noch ein ergänzendes Workbook in dem man zusätzliche Übungsaufgaben zur Vertiefung des gerade Gelernten finden konnte. Auch die Vokabellisten, Grammatikerklärungen und die Kanjiübersicht am Ende des Buches waren immer sehr hilfreich, um die Grundlagen der Sprache zu verstehen.

  • feste Struktur nach Kapiteln

  • von Akademiker:innen entwickelt

  • Lernen von Grammatik, Vokabeln und Texten

  • Übungen zur Vertiefung des Gelernten stehen zur Verfügung

  • Lösungen zu Aufgaben können eingesehen werden

  • Riesige Auswahl an Büchern auf dem Markt

  • Lehrbücher sind relativ teuer

  • Keine Rückmeldung, bezüglich Aussprache oder Fehlern

  • Genki Reihe ist auf Englisch

Apps - Mit Klicken und Touchen spielerisch lernen

Wie viele Apps hat jede/r von uns auf dem Handy? Bei mir sind es an die 100. Und ein ganzer Ordner davon ist eben auch dem Lernen von Sprachen gewidmet. Im Bezug auf Japanisch findet man im Appstore unzählige Angebote. Auf ein paar davon, die ich aktiv nutze oder genutzt habe, werde ich im Folgenden näher eingehen.

Duolingo: Die wohl meistbenutzte App von Sprachlerner:innen auf der ganzen Welt. Sie bietet in Lektionen eingeteilte Lerninhalte und die zusätzliche Möglichkeit sich mit Freund:innen zu verknüpfen und spielerisch mit den gesammelten Leistungen einer Woche innerhalb einer Liga auf- und abzusteigen. Zusätzlich gefällt mir auch das Tool zum Lernen von Hiragana, Katakana und Kanji sehr gut. Und: Das ganze ist kostenfrei! (Auch wenn es ein kostenpflichtiges Upgrade für werbeloses Lernen und endlose Herzen gibt)

Lingodeer: Eine ähnliche App wie Duolingo. Was mir hier aber deutlich besser gefällt, ist die Aufbereitung der grammatikalischen Inhalte. Hier wird den Lernenden auch häufig die Option geboten das gerade gehörte selbst einzusprechen und so die eigene Aussprache zu kontrollieren und zu korrigieren. Meiner Meinung nach sind die Lerninhalte aber anspruchsvoller und erfordern mehr Aufmerksamkeit. Die App ist leider auch nach wenigen Lektionen kostenpflichtig.

Learn Japanese!! - Hiragana und Learn Japanese! - Kanji: Diese beiden Apps habe ich tatsächlich ganz am Anfang genutzt, um mir die verschiedenen japanischen Alphabete beizubringen. Die japanische Sprache besteht aus insgesamt drei verschiedenen Schriftarten. Hiragana, Katakana und Kanji. Ich finde es unabdingbar, eine Sprache, die ich lernen möchte, auch lesen zu können. Für das Verständnis und die Aussprache erhält man sehr viele Hinweise aus den geschriebenen Worten. Deswegen hat es Sinn gemacht direkt zu Anfang gemeinsam mit den ersten Vokabeln direkt die Schriftzeichen von Hiragana und Katakana zu üben und nach und nach auch immer mehr Kanjis zu erlernen.

Natürlich gibt es an dieser Stelle auch unzählige andere Apps. Vielleicht mache ich in Zukunft noch einmal einen Beitrag in dem ich die verschiedenen Apps gegenüber stelle.

  • Flexibilität, jederzeit und überall das Handy zücken und loslernen

  • teilweise kostenfreie Lerninhalte

  • Spielerisches Lernen mit Suchtfaktor

  • Vernetzen mit Freund:innen steigert den Ehrgeiz

  • meist nicht klar strukturiert

  • Kosten teilweise nicht durchsichtig

  • Lernen eher intuitiv, Regeln werden nicht richtig verinnerlicht

  • Ablenkungen am Handy sind groß, keine volle Konzentration auf den Lerninhalt


Immersion - Sprache auf unterschiedlichen Kanälen erleben

An dieser Stelle kommt mein unumstrittener Favorit des Sprachenlernens: Die Immersion in eine Kultur. Am konkreten Beispiel von Japan ist es das Schauen von Anime auf Japanisch mit japanischem Untertitel, das bewusste Hören von J-Pop oder Japanischem Jazz, Vlogs und Youtuber anzuschauen, die in japanischer Sprache aufgenommen wurden, Podcasts auf Japanisch zu hören und natürlich auch in das Land zu reisen und vor Ort das Sprechen, Hören und Lesen zu üben.

Es gibt wenig, was sprachenlernende Menschen mehr motiviert als die praktische Anwendung ihres Wissens. Wie genugtuend ist es, ein ganzes Gespräch in einer anderen Sprache halten zu können? Von Muttersprachlern ein Kompliment für die eigene Aussprache zu erhalten? Oder eine ganze Folge der Lieblingsserie in der Originalsprache schauen und verstehen zu können?

Aber es macht nicht nur Spaß, sondern hilft auch ungemein dabei die richtige Aussprache und Intonation zu imitieren und soziale Kontexte für die Verwendung bestimmter Begriffe zu erlernen.

Auch hier sind den Möglichkeiten wieder keine Grenzen gesetzt, von Videospielen über Bücher lesen kann alles als Sprachtool genutzt werden, sofern man auch hier bewusste Bemühungen anstellt das gelernte zu reflektieren und anzuwenden. (Aber selbst beim ganz passiven Konsumieren bleibt meist schon etwas hängen.)

  • lebensnahes Lernen

  • endlose Auswahl an Quellen

  • hoher Spaßfaktor

  • zu Beginn etwas schwierig, weil man anfangs erst wenig versteht

  • Keine Erklärungen oder Definitionen

  • passives Wissen

Ich weiß nicht, ob es die eine perfekte Methode gibt, um Sprachen zu lernen. Jeder von uns ist ein anderer Lerntyp, das hat sich ja schon in der Schulzeit gezeigt. Das wichtigste, um mit den Lernen einer Sprache zu beginnen, ist genau das: Das Anfangen.

Für mich persönlich hat sich herauskristallisiert, dass ich Aspekte von jeder einzelnen Quelle nutzen muss, um ein wirklich rundes Lernprofil zu erhalten. Ich brauche den Austausch, den Sprachkurse mir bieten, die Struktur eines Lehrbuches, die spielende Motivation von Apps und auch die Anwendbarkeit, die Serien, Podcasts und Co. bieten.

Und dann ist das nächstwichtigste auch einfach das Dranbleiben! Wir müssen versuchen uns bewusst Zeiträume zum Lernen in unserem Alltag zu schaffen, damit wir stetig Fortschritt in unserem Sprachlevel erreichen können.

Welcher Weg hat sich für euch als der richtige herausgestellt? Seid ihr App-Nutzer:innen? Macht ihr Sprachkurse? Schreibt mir gerne eure Tipps und Tricks in die Kommentare!







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